Im September 2005 trat Karl-Ulrich Gscheidle in der evangelischen Stephanusgemeinde im Giebel seinen Dienst als geschäftsführender Pfarrer an – nach nunmehr 6 Jahren “im Dienste zweier Herren” (der Gemeinde und “dem da oben”, so Kirchengemeinderatsvorsitzender Lothar Gramm in Anspielung an das Theaterstück am Vorabend in der Gemeinde), wechselt Gscheidle im Februar nach Reutlingen.
Im Anschluss an den Festgottesdienst am Sonntag, 22. Januar, konnte Gscheidle bei einem Ständerling sich von seiner Gemeinde persönlich verabschieden, zahlreiche Gratulanten ließen es sich nicht nehmen, ihm die “3G´s”, nämlich Gedanken, Glückwünsche und Geschenke mit auf den neuen Lebensabschnitt zu geben.
Bezirksvorsteherin Ulrike Sich musste leicht deprimiert bei Ihren Abschiedsworten bemerken, dass sie eigentlich zu offiziellen Kirchen-Terminen immer nur zum Abschied und Begrüßung neuer Pfarrer komme, doch das sei “in Stephanus in den letzten Monaten ziemlich oft der Fall gewesen”. Da in Oswald ebenfalls eine Pfarrstelle noch unbesetzt sei und Gscheidle nun auch Weilimdorf verlasse, wird ihr nächster “Pfarrerstammtisch” doch in spürbar kleinerer Runde stattfinden müssen als sonst üblich.
Auch Pater Konrad von der katholischen Salvatorgemeinde offenbarte, dass der Fortgang von Gscheidle in seiner Gemeinde als Verlust empfunden werden wird, da die Ökumene der Gemeinden Dank der guten Zusammenarbeit immer reibungslos funktioniert habe: “Wir haben eine gewachsene Verbundenheit, die sich hoffentlich auch mit dem neuen Kollegen bald fortsetzen wird”.
Vertreter der Weilimdorfer evangelischen Kirchengemeinden Oswald, Wolfbusch und Dietrich-Bonhoeffer wünschten Gscheidle Erfolg an seiner neuen Stellung in der Prälatur in Reutlingen, Oswald-KGR-Vorsitzender Werner Bossert meinte: “Sie kamen in spannenden Zeiten nach Weilimdorf und gehen in spannenden Zeiten!” Lothar Gramm überreichte stellvertretend für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde an Pfarrer Gscheidle einen Gutscheinkarton für das LTT (Landestheater Tübingen), damit er auch an seiner neuen Wirkungsstätte keine kulturellen Veranstaltungen der besonderen Art verpasst. Grüße der Kindergartenkinder von Stephanus wurden stellvertretend von den Kindergärtnerinnen überbracht, der eigentliche Abschied von den Jüngsten in der Gemeinde findet im Kindergarten am 23. Januar statt. Ebenso ließen es sich Gudrun Schindler vom DRK und Klaus Dettmer vom TSV nicht nehmen, Gscheidle zu verabschieden. Dettmer meinte nachdenklich für die gespürt zu schnell vergangene Dienstzeit von Karl-Ulrich Gscheidle in Stephanus: “Zeit kann man nicht aufhalten, aber kontrollieren wie spät es ist!”, und überreichte eine gravierte Uhr an Gscheidle.
Gscheidle verlässt die Stephanusgemeinde nach gut 6 Jahren Gemeindedienst: “Ich habe bestehende Aufgaben und Dienste meiner Vorgänger erfolgreich fortgeführt und ausgebaut!” Mit Beginn seiner Arbeit fand Gscheidle eine offene Gemeinde vor, die mit den öffentlichen wie kirchenlichen Einrichtungen eng verzahnt ist: “Stephanus ist eine unwahrscheinlich offene Gemeinde mit vielen Aufgaben. Diese galt es weiterzuentwickeln, wie z.B. den Männerkochclub, die Ökumene mit ihren verschiedenen Gruppen, Konzerte mit dem Chor KlangArt und dessen Zusammenarbeit mit anderen Chören.” Gescheidle stand den Ehrenamtlichen in Giebel mit Rat und Tat zur Seite, so konnte der Kindermittagstisch in Stephanus in ein Diakonisches Projekt übergeführt werden, statt einmal gibt es nun viermal Essen für die Schulkinder im Stadtteil. Die von Lothar Gramm neu gegründete Theater AG der Gemeinde konnte ihren Stammplatz im Gemeindeleben erobern, mit der Sozialen Stadt Giebel und dem nun nachfolgenden Bürgerverein die Zusammenarbeit der Einrichtungen verstärkt werden. In Gescheidles Dienstzeit fällt auch die langwierige Sanierung der Kirche und ihren Nebenräumen im vergangenen Jahr: “Das hat uns viele Nerven gekostet!” Nicht zuletzt ging die Giebeler Kulturnacht aus einer Initiative von Stephanus hervor, als der 50. Geburtstag der Gemeinde zu feiern war. “Die Kontinuität der Gemeinde konnte in den letzten Jahren spürbar ausgebaut werden!”, so Gscheidle rückblickend. Ihn schmerzt der Fortgang allerdings schon: “Giebel ist nicht anonym, man kennt sich beim Namen! Die enge Zusammenarbeit mit Salvator, dem TSV und dem DRK sowie den Schulen haben zusammengeschweißt – das werde ich nicht vergessen.”
Die Stephanusgemeinde hat nun etwa bis zum September die “Vakatur” zu bewältigen – nicht leicht, zumal gerade erst im Vorjahr ein Pfarrerwechsel mit Vakatur durchgestanden wurde und zudem im diesem Jahr nach dem Wechsel von Dekanin Wiebke Wähling in den Ruhestand auch das Dekanat Zuffenhausen sich in der Vakatur befindet sowie die Stelle des Kirchenpflegers noch nicht erfolgreich neu besetzt werden konnte. Dem ehrenamtlichen Kirchengemeinderatsvorsitzenden Lothar Gramm und seinem Team erwachsen hieraus in den kommenden Wochen und Monaten viele Aufgaben, die es nun zu organisieren gilt.