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Neues Parament für das Jakobusgemeindehaus eingeweiht

Neues Parament für das Jakobusgemeindehaus eingeweiht

das Parament für das Jakobusgemeindehaus, entworfen von Dr. Sabine Waldmann-Brun
das Parament für das Jakobusgemeindehaus, entworfen von Dr. Sabine Waldmann-Brun

Mit einem Gottesdienst auf der Kirchwiese vor der Stephanuskirche wurde am 26. Juli 2020 das neue Parament für das Jakobusgemeindehaus feierlich eingeweiht (Detailbild des Parament rechts per Klick vergrößerbar).

Gerne geben wir hier die Meditationsgedanken von Frau Dr. Sabine Waldmann-Brun wieder:

Die Farben des Lebens auf dieser Erde

Grün für das Wachsen den Bodengrund den Raum, in dem sich entfalten kann, was wird. Hoffnungspotential, noch nicht vollendet, doch begonnen. Rot für das singende, tanzende Leben, den Geist, der belebt und beflügelt und tröstet. Und all die Farben der Freundschaft Gottes mit dem Menschen, die Farben von Jedentag und Sonntag. Und Schwarz für die Begrenzung, den Verlust, den Tod und das Nein, nicht alles in Frage stellend, aber unübersehbar im Gesamtbild, weil irdisch sein verletzlich ist.

Die Freude Gottes, goldorange, an seiner Schöpfung, sein freundlicher Ernst, blau, durchzogen, durchtanzt, von guten, lebensfördernden Ideen, Gedanken der Zuwendung, Einladungen zum ganzdasein helfende Worte, ein mutmachendes Lächeln, ein Umhang aus Wärme für jene im kaltblauen Gewand.

Frau Dr. Sabine Waldmann-Brun am 26. Juli 2020 auf unserer Kirchwiese
Frau Dr. Sabine Waldmann-Brun am 26. Juli 2020 auf unserer Kirchwiese

Spuren des Lichts für die kummergeschüttelte, tränengetränkte Erde. Die Vertikale prägt das Bild, Fenster, hell, und Türen tun sich auf nach oben hin. Das Ganze: ein Gewebe aus Dunkel und Hell. Weil Gott irdisch geworden ist in Christus, all die Farben des Menschseins durchlebt hat, kann nichts mehr ohne ihn sein, kein Moment mehr sinnlos sein oder im Leeren verloren. Gott ist da anwesend in den Farben Ihres Lebens ob dunkel oder hell, und ich wünsche Ihnen Freude an dem neuen Parament ein buntes und lebendiges Miteinander und die unerschütterliche Hoffnung darauf, dass Gott alles gut machen wird.

swb Juli 2020

Ansprache „Türen“ (Offenbarung 3,8) von Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst:

Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst
Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst

Als wir im letzten Sommer viele Entwürfe angesehen und auch direkt im Jakobusgemeindehaus beraten und uns für dieses eine entschieden haben, waren es zum einen die Farben, die uns ansprachen. Frau Dr. Waldmann-Brun hat uns ihre anregenden Gedanken dazu vorgetragen und ich will nun das Symbol der Türen aufgreifen.

Fenster und Türen tun sich auf nach oben hin. Diese Hoffnungs-Fenster und Türen haben uns auch gut gefallen. Wohin sind sie offen? Was erwartet uns dahinter? Ihre Farbe ist Weiß: die Christus-Farbe. „Ich habe euch eine Tür aufgetan, die niemand verschließen kann“, sagt Jesus Christus in der Offenbarung des Johannes. Geschlossene Türen kennen wir gut. Manchmal tut es mir ja gut, einmal „die Türe hinter mir zuzumachen“. Mal ganz für mich sein, meine Ruhe haben, um einmal ungestört etwas zu tun, was ich gerne mache, z.B. Nähen. Ein andermal stehen wir in unserem Leben „wie vor verschlossen Türen“: Gemeint sind all jene Situationen in unserem Alltag, in denen wir uns ausgegrenzt fühlen: Da geschieht etwas ohne uns! Wir spüren ganz deutlich: Hier hast du keinen Eintritt! Oder: Hier gehörst du nicht dazu! Immer wieder einmal brauchen wir in unserem Alltag den Mut, an einer verschlossenen Tür anzuklopfen, obwohl wir nicht wirklich wissen, was uns dahinter erwartet.

Manchmal suchen wir auch in heiklen Situationen nach einem sogenannten „Hinter-Türchen“: Wir wollen nicht wirklich eintreten, wir wollen aus etwas dem Weg gehen, und suchen für uns einen leichteren Weg, wir wählen eine andere Tür, eine andere Möglichkeit. Manchmal schlagen wir im Zorn selbst die Tür hinter uns zu: Auch diese Botschaft ist dann deutlich: „Lass mich bloß in Ruhe! Oder: Ihr könnt mich alle mal!“ Und wir kennen die Erfahrung: Es nicht leicht, eine im Streit verschlossene Tür wieder zu öffnen. Aber wir kennen auch offene Türen: Durch eine Menge Türen sind wir in unserem Leben bereits gegangen: im Kindergarten und in der Schule, im Rahmen unserer Ausbildung oder eines Studiums, bei all unseren Freunden und Verwandten, und durch viele, viele weitere Türen in unserem Alltag… Türen, hinter denen wir Unangenehmes vermutet haben, wie z.B. beim Zahnarzt, und dann war es doch gar nicht so schlimm… und es gab Türen in unserem Leben, hinter denen sich Wunderbares aufgetan hat: ein Zuhause, in dem wir uns wohlfühlen, oder bei Freunden, mit denen wir gerne beieinander sind. Türen führen zu Begegnungen, die uns guttun oder sie eröffnen uns gute neue Möglichkeiten…

Jesus Christus spricht: Ich habe euch eine Tür aufgetan, die niemand verschließen kann. Was kann das für uns bedeuten? Das Leben hält vielerlei Türen für uns bereit. Jesus macht uns Mut, durch diese Türen des Lebens hindurch zu gehen. Denn eines haben alle Türen gemeinsam: sie verbinden! Türen verbinden Räume: die Küche mit dem Esszimmer, den Flur mit dem Wohnzimmer, die Straße mit dem Hauseingang, den Vorplatz mit dem Kirchenraum… usw., usw. Türen verbinden aber auch Menschen: Wir können einander besuchen und begegnen, und wenn wir einander begegnen, übertreten wir eine Schwelle auf unseren Wegen zueinander. Türen verbinden! Das ist ihre Aufgabe, ihre Funktion. So manch eine sagt zu einem anderen, den sie mag: Bei mir findest du immer eine offene Tür! Du bist mir jederzeit willkommen! Ich bin immer für dich da! Jesus greift dieses Bild auf, das wir gut kennen. Jesus ist wie eine Tür: Jesus verbindet wie eine Tür! Jesus verbindet sich mit uns, er will uns begegnen. Jesus verbindet uns Menschen mit Gott, er will uns zeigen, wie gut es Gott mir uns meint, wie wir in Gottes Namen und mit Gottes Hilfe gut zusammen leben können auf dieser Erde. Jesus verbindet uns alle miteinander, und wir können einander ein Stückchen den Himmel auf die Erde holen, immer wieder.

Im Advent und auch heute (!) singen wir ein vertrautes Lied: 1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat. 5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Wir haben eine Herzens-Tür. Wir können sie verschließen und wir können sie öffnen. Wir können dicht machen und wir können uns auftun… Die Entscheidung liegt bei uns – die Tür zu Gott, die Tür zu Jesus, die Tür zum Leben jedenfalls ist immer für uns offen, unser ganzes Leben lang – jeden Tag und jede Stunde neu. „Ich habe euch eine Tür aufgetan, die niemand verschließen kann“, sagt Jesus Christus. Jesus und Gott nehmen keine Zwangsbeglückung vor. Der Weg, Gott nahe zu sein, liegt frei und offen vor uns. Es braucht ein wenig Mut dazu und auch die Sehnsucht danach, durch diese Tür zu gehen. Es liegt an uns selber, ob wir unserer Sehnsucht nachgehen und unsere Schwellenangst überwinden. Dabei geht es uns manchmal, wie mit vielen anderen Tür-Erfahrungen: Wir sind angewiesen auf einen Mut machenden Schubs. Ein Blick auf das neue Parament macht uns Mut. Die offenen Fenster und Türen sagen: Gottes Haus-Türe steht jederzeit für uns offen.

Wir sehen: Gott ist da, darauf können wir setzen, dieser hoffnungsvolle Ausblick lässt uns hier und heute leben.

Amen.

Gesang zur Einweihung: Annemone Jensen
am Clavinova: Elisabeth Grünert