Vom 23. bis 25. Juni 2022 war der Kirchengemeinderat der Stephanus-Kirchengemeinde auf einem Klausur-Wochenende im Tagungszentrum “Bernhäuser Forst”.
Als in Fahrgemeinschaften am Freitagnachmittag an der Stephanuskirche im Giebel gestartet wurde, öffnete der Himmel so schlagartig seine Schleusen, dass man eher von einer “Schifffahrt” denn von einer Autofahrt nach Filderstadt sprechen konnte. Doch alles ging entspannt & gut – lediglich die Scheibenwischer waren hektisch beschäftigt.
Nach dem stärkenden Abendessen ging das Gremium zusammen mit Kirchenpfleger Robin Meissner umgehend das umfassende und seit Wochen dominante Gemeindethema an: Die nahende Vaktur der ersten Pfarrstelle, da Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst im August in den Ruhestand wechseln wird. Es ging um Fragen des “was kommt auf uns zu?” und die Erwartungen, Befürchtungen und Chancen, was eine Vakanz-Zeit angeht. Des weiteren wurden die Aufgabenfelder für die kommenden Monate bis zum Jahresende besprochen (wer übernimmt welche Aufgabe).
Als alle die Vakatur betreffenden Punkte besprochen waren, konnte der Abend entspannt bei einem Glas Wein ausklingen. Nicht fehlen durfte natürlich die “traditionelle Rote Grütze mit Vanillesoße” – ein “roter Soßenfaden”, der sich seit Jahren durch die KGR-Klausurwochenenden zieht!
Am Samstag startete man nach einem umfangreichen Frühstück mit der Bibelarbeit – als Thema wurde “die Speisung der Fünftausend” besprochen. Gemeinsam verglich man die biblische Geschichte in den Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Denn auch wenn die Speisung im Kern immer dieselbe Geschichte ist – Blickwinkel und Darstellung sind in jedem Evangelium anders nachzulesen.
Nach einer kurzen Kaffeepause wurde eben diese Geschichte im Rahmen eines “Bibliolog” zusammen mit der Referentin Frau Annedore Beck gemeinsam aus der Sicht der Menschen, die diese Speisung miterlebt haben, besprochen. Die Kirchengemeinderäte sollten sich in die Personen versetzen und ihre Gedanken zu dem eben erlebten mit eigenen Worten wiedergeben – so bekam man einen weiteren anderen Blick auf diese Geschichte, in der 5 Gerstenbrote und 2 Fische für mehr als 5000 Menschen gereicht haben und dennoch noch 12 Körbe mit “Brocken” übrig geblieben sind.
Nach einem Vormittag mit vielen Gedanken rund um das Essen und Trinken war das anschließende Mittagessen sehr willkommen. Anschließend ging es in Fahrgemeinschaften nach Bebenhausen im idylischen Schönbuch, wo eine Führung durch den weltlichen (Schloss-)Teil des Klosters Bebenhausen auf dem Besuchsplan stand. Das Kloster aus dem 12. Jahrhundert war nach Einführung der Reformation in Baden-Württemberg, ab dem 16. Jahrhundert lange Zeit eine evangelische Klosterschule.
Dank der informativen Führung durch eine Mitarbeiterin der Schlösserverwaltung erfuhren die Kirchengemeinderäte, so sie das Schloss und Kloster nicht schon einmal besucht hatten, dass der weltliche Teil der Anlage gerne von den württembergischen Königen zur Einkehr nach Hofjagden zur Einkehr genutzt wurde und Friedrich I. einen Teil des Klosters hierfür zu einem Jagdschloss umbauen ließ. Auch sein Enkel, König Karl I., modernisierte die Räume, die er in Bebenhausen bewohnte. Der letzte Herrscher von Württemberg, Wilhelm II., lebte nach seiner Abdankung hier zusammen mit seiner (zweiten) Frau, Charlotte zu Schaumburg-Lippe, auf dem Schloss. Überrascht war man über die Modernität des Bades und der Toiletten “der Königs” – der Raum könnte auch aus der heutigen Zeit stammen! Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Bebenhausen übrigens für einige Jahre der Tagungsort der Landesversammlung von Württemberg-Hohenzollern, bevor das Bundesland Baden-Württemberg entstand und der Landtag nach Stuttgart verlegt wurde.
Von Kloster und Schloss beeindruckt ging es wieder zurück nach Filderstadt zu einem Waldspaziergang oder auch entspannen im Freigelände des Tagungszentrums, das Abendessen nahm das Gremium anschließend in der Weinstube “Schnecken” ein.
Den lauen Sommerabend ließ man mit viel Kartenspiel, Snacks und Getränken auf der Waldterrasse des Tagungszentrums ausklingen.
Den Sonntagvormittag nutzte der Kirchengemeinderat traditionell für einen “Werkstatt Gottesdienst”. In Arbeitsgruppen wurden Bibelstellen besprochen, die Liturgie gemeinsam ausgearbeitet, Lieder rausgesucht – und anschließend der Werkstatt-Gottesdienst gefeiert. Nach dem Mittagessen ging es wieder in den Fahrgemeinschaften zurück nach Weilimdorf – diesmal bei herrlichem Sommerwetter statt im strömenden Regen…
Text: Hans-Martin Goede, Fotos: Hans-Martin Goede, Kerstin Schmidt & Andere