(tom) Die Orgelnacht der evangelischen Stephanus-Kirchengemeinde Giebel hat schon eine lange Tradition. Auch in diesem Jahr lud die Gemeinde am Freitagabend vor dem kalendarischen Herbstanfang zur Orgelnacht in die Stephanus-Kirche ein. Aufgrund des kleinen Jubiläums – es war die zehnte Orgelnacht – konnten sich die Besucher auf ein Remake aus dem Jahr 2018 freuen.
Seit 2014 lädt die evangelische Stephanus-Kirchengemeinde in Giebel am Freitag vor dem kalendarischen Herbstanfang zur Orgelnacht in die Stephanus-Kirche ein. In diesem Jahr konnte das zehnjährige Jubiläum gefeiert werden. Auf die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher wartete unter dem Motto „Klassik-Rock-Crossover 2.0” ein Konzert der ganz besonderen Art.
Wie im Jahr 2018 waren Dekanatskantor Carl-Friedrich Meyer aus Ansbach und der Jugendkulturpreisträger Dominik Liebel aus Nürnberg zu Gast und verzauberten die Gäste des Abend mit ihren Darbietungen, die mit einer Lichtshow des Lichttechnikers Sven Mahnkopf gekonnt untermalt wurden. Der Kontakt zur Stephanus-Gemeinde sei über den in der Stephanus-Gemeinde bestens bekannten Hans-Martin Goede beziehungsweise dessen Vater Kirchenmusikdirektor Rainer Goede (Ansbach) zustande gekommen, hatte Meyer den Besuchern während des Konzerts zwischendurch erläutert, wie es dazu kommt, dass ein Organist aus Ansbach und ein Schlagzeuger aus Nürnberg ein Konzert in der Stephanus-Kirche geben: „Rainer Goede ist mein Vorgänger und hat hier auch schon ein Orgelnacht-Konzert gegeben. Bereits bei unserem ersten Konzert im Jahr 2018 haben uns der Aufwand an Technik und Lichteffekten schwer begeistert, dass wir gerne zu einer zweiten Auflage bereit waren”, hielt Meyer fest.
Musik verbindet Menschen
Bevor jedoch die Gäste den Klängen des Organisten Meyer und des Schlagzeugers Liebel lauschen konnten, hatte Pfarrerin Christine Beck die zahlreich erschienen Besucherinnen und Besucher der Orgelnacht begrüßt. „Musik war meine erste Liebe und es wird meine letzte sein, Musik der Zukunft und Musik der Vergangenheit. Ohne meine Musik zu leben würde unmöglich sein. In dieser Welt voller Probleme bringt mich meine Musik durch”, zitierte sie zu Beginn den Text aus John Miles Song „Music was my first love”. Musik helfe die Sorgen der Welt ein stückweit abzuschalten, so Pfarrerin Beck weiter. Die Liebe zur Musik verbinde die Menschen. Musik sei eine Sprache, die alle verstehen, betonte sie und wünschte allen einen genussvollen Abend.
Welthits an der Weigle-Orgel
Mit dem Instrumentalstück „1980-F” der Band „After the fire”, das als Titelmelodie der Fernsehshow „Nah sowas” mit Thomas Gottschalk in Deutschland bekannt wurde, startete Meyer an der Weigle-Orgel und Liebel am Schlagzeug impulsiv den Konzertreigen. Es folgte mit „Simply the best” der im Mai diesen Jahres verstorbenen Musik-Ikone Tina Turner der erste Höhepunkt des Abends. 1989 erschien die erste Version des Songs von Tina Turner für das Album „Foreign Affair”, 1992 folgte eine zweite. Geschrieben haben das Lied Mike Chapman und Holly Knight bereits 1988 für Bonnie Tyler. Mit Tina Turner wurde der Song zum Welterfolg. Klanglich stimmungsvoll ging es mit der Komposition von Michael Schütz „the begining’” weiter.
„Total” – drei große Hits „Africa”, „Rosanna” und „Stop Loving” der kalifornischen Popgruppe TOTO – zu einem Medley arrangiert von Klaas van der Woude, stellte den nächsten Höhepunkt im Programm dar. Percussion und ein Feingefühl im Zusammenspiel ist bei dem Medley besonders gefragt, was die beiden Musiker in ihrer Professionalität mit Bravour darboten. Gefühlvoll und eindrucksvoll auf einander abgestimmt – stets mit Blickkontakt – ließen sie die Besucher spüren, wie sie jeweils für ihr Instrument „brennen”. Bei Billy Joels „Root Beer Rag” hatte Dekanatskantor Meyer zuvor erklärt, er werde an der Weigle-Orgel versuchen mit dem lautesten Klang zu beginnen und so enden, dass sie kaum noch zu hören sein wird. Ein weiterer Höhepunkt des Abends folgte mit „Bohemian Rhapsody” von Queen, gefolgt von dem Instrumentalstück „Popcorn” aus der Synthie-Pop-Ära. Gekonnt entlockte Meyer der Weigle-Orgel die für den Song typischen Staccato-Klänge und zeigte einmal mehr sein musikalisches Können – dabei genauso gekonnt rhythmisch begleitet von Liebel. Immer wieder wechselte der Schlagzeuger an dem Abend seine Schlagwerkzeuge, um gefühlvolle Impulse zu setzen. Auszüge aus „Bilder einer Ausstellung” von Modest Musorgskij und der Rockklassiker „Jump” von Van Halen rundeten den zweiten Teil des Konzerts ab.
Mit dem Potpourri „Swedish World classics” von Björn Ulvaeus und Benny Andersson, in dem unter anderem Stücke wie „Thank you for the music” oder „Mama mia” zu hören waren, leiteten Meyer und Liebel den letzten Teil des Konzertabends ein. Als absoluter Höhepunkt und Abschluss folgte John Miles „Music was my first love” und schloss den Kreis zur Begrüßung von Pfarrerin Beck. Die Rock-Ballade erschien 1976 und war Miles größter Erfolg. Das durch starke Kontraste gekennzeichnete Stück – eindrucksvoll vorgetragen von Meyer und Liebel – hinterließ sicherlich bei ein dem einen oder anderen der Gäste Gänsehaut pur. Meyer und Liebel bewiesen an dem Abend einmal mehr, dass auch eine Kirchenorgel und ein Schlagzeug für ein fulminantes Konzert mit Welthits gut zusammen harmonieren – Musik verbindet eben.
Standing Ovation
Hatten die Besucherinnen und Besucher die von beiden Musikern gekonnt vorgetragenen Darbietungen schon zwischendurch mit viel Beifall und Zurufen honoriert, hielt sie es beim zunächst letzten Stück des Abends, John Miles „Music was my first love”, nicht mehr auf den Kirchenbänken. Mit minutenlangem Applaus und Standing Ovation dankten sie den beiden Künstler für die außergewöhnlichen künstlerischen Darbietungen.
Meyer und Liebel ließen sich es nicht nehmen, ihrerseits den Gästen mit zwei Zugaben zu danken. Pfarrerin Beck bedankte sich bei den Musikern und dem Lichttechniker für das tolle Konzert. Wie könnte man es besser unter Beweis stellen – Musik verbindet, brachte es Pfarrerin Beck in ihrem Dank auf den Punkt. „Unglaublich wie Sie die Orgel zum Klingel gebracht haben. Es waren ein Ohrenschmaus.”
Im Anschluss an das Konzert hatte die evangelische Stephanus-Gemeinde noch zu einem Stehempfang im Gemeindesaal eingeladen, bei dem sich die Besucherinnen und Besucher noch ausreichend und intensiv über das gelungene Konzert unterhalten konnten.
Text/Fotos: Uwe Tommasi