Im Giebel wurde am Freitagabend die sanierte und erweiterte Weigle-Orgel in der evangelischen Stephanuskirche im Rahmen einer „Orgelnacht“ vorgestellt. Für das Konzert stellte sich der renomierte KMD Rainer Goede aus Ansbach in Bayern zur Verfügung, der im Freistaat auch als Orgelsachverständiger tätig ist. Er attestierte der Orgel, die er bereits mehrfach im Vorfeld der Umbaumaßnahmen bespielt hatte, eine gelungene Sanierung und einen nun wesentlich ausgereifteren Klangkörper.
Auch der Orgelsachverständige Prof. Volker Lutz zeigte sich sehr zufrieden über die „neue“ Weigle-Orgel. Er hatte die Sanierung mit einem Gutachten in 2013 angeregt, die anschließend durch die Orgelbaufirma Michael Mauch (Schwäbisch Hall) und Intonateur Tilman Tref (Bad Cannstatt) im Auftrag des Kirchengemeinderates der Stephanuskirche in den Sommerferien 2014 durchgeführt wurde.
Bis zuletzt waren Mauch und Trefz übrigens vor dem Konzert an der Orgel aktiv – in Zusammenarbeit mit Goede konnten noch Feinjustierungen einiger Pfeifen vorgenommen werden.
Für Prof. Lutz, der zu Beginn der Orgelnacht zusammen mit Mauch die neue Orgel vorstellte, hat die Weigle-Orgel in der Stephanuskirche eine besondere Verbindung zu seinem Vater – hat dieser doch bei der Planung der Orgel vor bald 60 Jahren mitgewirkt. So konnte Lutz in den Unterlagen seines Vaters vieles nachsehen und besser verstehen, wie manches in der Orgel damals geplant und gebaut wurde. Es erleichterte so seine Planungen zu den nun durchgeführten Verbesserungen.
Die Orgelnacht, zu der mehr als 100 interessierte Zuhörer gekommen waren, führte durch das 17. und 18. Jahrhundert mit Werken von Franz Tunder, Johann Sebastian Bach (nach BWV 898 von Alexander Wilh. Gottschalg), Carl Philipp Emanuel Bach, Gottfried August Homilius und Johann Gottlob Schneider. Die Wahl der Stücke war bewusst, wurden doch durch sie die neuen Pfeifen des neuen Orgelregister (eine Flöte 4 Fuß) wie auch die von 8 auf 16 Fuß erweiterte Posaune und die umgewandelte Schalmei (zuvor 4″, jetzt eine Zarttrompete (8 Fuß) vielfältig angespielt. Die neue Tiefe der Orgel konnten die Zuhörer insbesondere bei den Bach-Werken wie auch Schneiders „Thema mit 18 Variationen“ wahrnehmen.
Als der lang anhaltende Applaus zum Orgelkonzert geendet hatte, lud die Gemeinde anschließend zum Sektempfang in den Gemeindesaal – hier untermalte die Jazz-Band “Fidgety Feet” musikalisch den Ausklang des Abends, bei dem auch die ausgebauten und nicht mehr verwendeten Pfeifen durch Lutz und Goede vorgestellt wurden.
Die Pfeifen werden im Rahmen des Stephanus-Markt am 15. und 16. November 2014 zu Gunsten der Orgelsanierung meistbietend versteigert.
So führten Lutz und Goede die unterschiedlichen Pfeifen vor, welche Tonlage und ehemaligen Standort in der Orgel sie widerspiegeln – und wozu sie letztlich im privaten Haushalt zu verwenden sind: nicht nur als Schmuckstück an der Wand oder im Regal, sondern vielleicht auch (so man mehrere Pfeifen ersteigert) als neue Türklingel benutzt oder die Dame (oder Herr) des Hauses sie ertönen lässt, wenn das Essen auf dem Tisch steht. Alles in allem gäbe es vielfältige Möglichkeiten, ausrangierte Orgelpfeifen auch zu Hause einer sinnvollen Aufgabe zuzuführen.
Der Erlös des Abends der Orgelnacht kann sich sehen lassen: mehr als 800 Euro Spendengelder kamen an diesem Abend zusammen. Die Gesamtkosten der Orgelsanierung belaufen sich auf rund 47.000 Euro, davon konnte bereits gut die Hälfte durch Spenden gesammelt werden. Auch der Erlös aus dem kommenden Stephanusmarkt wird für die Orgel verwendet. Die Weigle-Orgel wird übrigens in Zukunft noch öfter zu hören sein: der Kirchengemeinderat plant eine Orgelkonzert-Reihe ins Leben zu rufen. Man darf sich also in Zukunft auf weitere kulturelle musikalische Highlights in Weilimdorf freuen.