(TOM). Die evangelische Stephanusgemeinde hatte vergangenen Freitag, 20. September 2019, zum 6. Mal zur Orgelnacht eingeladen. Die Organistin der Stephanuskirche Evgenia Sheykhet hatte ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet.
Zur sechsten Orgelnacht in der Stephanuskirche konnte Erika Pfarrerin Schlatter-Ernst rund 70 Gäste in der Kirche begrüßen. In ihrer kurzen Andacht nahm sie Bezug auf den 150. Psalm, in dem Gott unter anderem auch mit zahlreichen Instrumenten gelobt wird. Instrumente würden in der Bibel an vielen Stellen vorkommen, hielt Schlatter-Ernst fest. Die Orgel allerdings tauche nirgends auf. Das liege daran, dass es die Orgel zu der Zeit noch gar nicht gab.
Im Psalm 150 trete ein ganzes Ensemble auf um Gott zu loben, so die Pfarrerin weiter. „Alles was Atmen kann lobe Gott“, heißt es im Psalm weiter. Alles und jeder sei also zu Gotteslob aufgefordert. Der Blasebalg sei der Atem der Orgel, deshalb gehöre die Königin der Musikinstrumente auch dazu, hielt sie fest.
Die Orgel könne zudem mit ihren Registern viele Instrumente nachahmen. „Heute bringt die 1772 Pfeifen unserer Weigle-Orgel unsere Organistin Evgenia Sheykhet zum klingen“, so Schlatter-Ernst weiter. Sheykhet sei eine Meisterin am Klavier. Und Sheykhet ist auch eine Meisterin an der Orgel – das stellte sie bei der Orgelnacht eindrucksvoll unter Beweis.
Die Organistin startete fulminant mit der Toccata und Fuge in d-moll von Johann Sebastian Bach. Das Stück ist wohl das mit Abstand bekannteste Orgelwerk europäischer Kunstmusik. Und wohl auch eines der wenigen Orgelwerke die es in die Popmusik geschafft haben, denn Bachs Werk wurde auch schon von der Gruppe Exeption aufgenommen.
Weiter ging es im Programm mit Prélude fugue et Variation op 18 von Cesar Franck“. Franck hatte das Stück übrigens seinem Freund seinem Freund Camille Saint-Saëns gewidmet. Es folgte Felix Mendelssohn-Bartholdys Prelude und Fuge in c-moll Op. 37. Der jüngste im Reigen der Komponisten war Charles Marie Widor. Sheykhet spielte Widors 5. Orgelsinfonie in f-moll und daraus den zweiten Satz Allegro cantabile. Die Uraufführung dieses Stücks fand am 15. Oktober 1897 an der Orgel des Trocadéro-Saales in Lyon statt. Der erste Satz war bereits am 27. Februar 1879 zur Einweihung der neuen Orgel von Saint-François-Xavier in Paris aufgeführt worden. Den Abschluss des sehr abwechslungsreichen Konzerts bildete die Suite Gothique von Leon Boëllmann. Die Suite ist Boëllmanns bekanntestes Stück. Die darin enthaltene Toccata gehört zum Repertoire jedes Orgelvirtuosen. Sie ist eine der populärsten und meistgespielten Toccaten überhaupt. Eben diese Toccata bildete den fulminanten Schluss des Konzerts in der Stephanuskirche.
Pfarrerin Schlatter-Ernst bedankte sich bei der Organistin, die von Ann-Kristin Quenzer als Registrantin unterstützt worden war für das tolle Konzert und die vielseitige Musikauswahl. Die Auswahl habe die klangliche Vielfalt der Orgel deutlich zu Tage gebracht. Als Zugabe spielte Sheykhet Bachs Kantate „Liebster Herr Jesu“. Im Anschluss an das Konzert waren alle Besucher zu einem Stehempfang im Gemeindesaal eingeladen.
Text/Fotos: Uwe Tommasi