in Stuttgart - Weilimdorf - Giebel - Hausen
Karl-Eugen Fischer wechselt im Februar an den Killesberg

Karl-Eugen Fischer wechselt im Februar an den Killesberg

Abschiedsgrüße für Karl-Eugen "Eux" Fischer
Abschiedsgrüße für Karl-Eugen "Eux" Fischer

Neun Jahre war Karl-Eugen Fischer in der evangelischen Stephanus-Kirche in Giebel auf der zweiten Pfarrstelle tätig. Als er 2002 seine Arbeit aufnahm, war wohl den wenigsten bewußt, dass er am 16. Januar 2011 von Gemeindemitgliedern, Freunden und (Arbeits-)Kollegen Abschied nehmen würde.

An diesem Sonntag hielt Karl-Eugen Fischer seinen letzten Gottesdienst in der ev. Stephanusgemeinde – und die Kirche war so voll wie sonst nur an Weihnachten oder Konfirmationen. Der Chor KlangArt der Stephanusgemeinde und der Weilimdorfer Posaunenchor gestalteten den Gottesdienst musikalisch mit aus, auch Dekanin Wiebke Wähling kam, um Pfarrer Fischer offiziell zu verabschieden. In ihrer Kanzelrede verwies sie auf den ersten intensiven Kontakt zwischen Fischer und ihr bei einer Tagung des Kirchenbezirks, als Fischer in seiner Andacht den Psalm 126 auf ein langes Band fasste, dieses zerschnitt und jeder Teilnehmer einen Psalm-Abschnitt erhielt – Dekanin Wähling hat diese so unübliche Andacht tief in Erinnerung behalten, ebenso das ihr zuteil gewordene Band mit “werden mit Freuden ernten”, das zum Abschied an diesem Sonntag nicht passender sein konnte.

Im abschließenden Ständerling der Gemeinde im Saal der Stephanusgemeinde war Karl-Eugen Fischer sichtlich öfter den Tränen nahe als er je zugeben würde – Vertreter aus ganz Weilimdorf waren anwesend, um gemeinsam von ihm Abschied zu nehmen.

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich bekannte in ihrer Rede, sie sei überrascht wie jung Fischer in seinen neun Dienstjahren in Weilimdorf geblieben sei – da helfe auch kein neuer Bart. “Es fällt doch irgendwie leichter DANKE zu sagen, als eine Bitte vorzutragen”, so Zich an Fischer gewandt, der in Weilimdorf eben nicht nur in Stephanus tätig war, sondern als fahrradfahrender Pfarrer im gesamten Stadtbezirk unterwegs war, sich vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit unverzichtbar machte.

Pater Konrad von der benachbarten katholischen Salvatorgemeinde dankte Karl-Eugen Fischer für die enge und außergewöhnlich übereinstimmende ökumenische Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, erinnerte gerne an Kulturnächte und gemeinsame Hocketse-Gottesdienste zurück. Unvergesslich sei auch die ökumenische Kirchen-Hocketse in Hausen, die einmal ins Leben gerufen Dank eines durch Fischer geführten Protokolls alljährlich wieder “mit wenigen Klicks auf einem jedes Jahr kleiner werdenden Computer” zu neuem Leben erweckt wurde.

Pfarrer Hartmut Häcker (Oswaldkirche) als Vorsitzender der ev. Gesamtkirchengemeinde kam nicht umhin, auf Fischers Passion, das Radfahren, einzugehen. Egal zu welcher Sitzung – Fischer kam immer mit dem Rad, vor dem Häcker allzeit viel Respekt zollt und in jedem Falle bei seinem eigenen Drahtesel bleiben werde. Und so hatte Häcker als Dankeschön eine Fußball-Tüte mit jeder Menge Energie-Riegel dabei, damit Fischer auf seinen Radl-Touren immer genügend Proviant dabei habe. Auch bei den Sitzungen hinterließ Fischer einen bleibenden Eindruck mit seinem iPhone: “Wir haben uns immer gewundert, ob er nun mit seinem Mini-Computer eine SMS schickt oder sich einfach nur Gesprächs-Notizen gemacht hat.”

Auch Mitglieder der Kirchengemeinderäte aus Oswald, Dietrich-Bonhoeffer und Wolfbusch waren gekommen, um sich von Fischer im Namen der Gremien und Gemeinden zu verabschieden, in den Fischer in seinen vielen Jahren in Weilimdorf “seine Spuren” hinterlassen hat, sei es in Gottesdiensten mit unerwarteten Predigtinhalten oder dauerhaftem Einspringen bei der KonfirmandInnen-Arbeit.

Doch auch in der “weltlichen” Umgebung war Karl-Eugen Fischer hochaktiv: Klaus Dettmer vom TSV Weilimdorf überreichte im Namen seines Vereins Wimpel und Schal des TSV, war doch die Zusammenarbeit Dank Pfarrer Fischer alljährlich organisierter“Waldweihnacht im Fasanenwald” an jedem 26. Dezember sehr eng. “Das ganze Jahr haben wir uns gesehen, aber nie darüber gesprochen – und immer so wenige Tage vor Weihnachten kam dann die E-Mail ob am 26. Dezember alles so wie immer durchgeführt werden kann!”, so Dettmer in seiner Ansprache. Der TSV nimmt an der Waldweihnacht jedes Jahr teil und sorgt mit Feuer, Punsch und Glühwein für die notwendige innere und äußerliche Wärme bei Winterkälte.

Auch Schulleiterin Angelika Müller-Zastrau von der Montessori-Grundschule in Hausen ließ es sich mit Blume und Zitat-Buch der Schüler nicht nehmen, von ihrem “Hahn im Korb” im Lehrerinnen-Kollegium Abschied zu nehmen: “Wir sagen Danke, dass er in unseren Hühnerstall ein wenig Ruhe gebracht hat!” Die Kinder werden Fischer als radfahrenden Pfarrer nicht vergessen – die Anekdote konnte Angelika Müller-Zastrau nicht unerwähnt lassen: “Bei seinem ersten Besuch bei uns kam Fischer natürlich mit dem Fahrrad. Die Kinder fragten ihn, warum der nicht mit dem Auto käme. Und Pfarrer Fischer erläuterte, dass er dies aus ökologischen Gründen so viel wie möglich stehen lasse und lieber mit dem Fahrrad fährt. Verwundert zeigten sich die Kinder daraufhin nur, warum er von Beruf her dann eigentlich FAHRER sei….” und meinten damit natürlich den Beruf Pfarrer.

Sichtlich gerührt war Pfarrer Fischer auch vom Abschied durch die Kinder vom Stephanus-Kindergarten, die mit Liedern und Kerzen ihm ein Abschiedständchen darbrachten. Doch nicht nur die Jüngsten aus der Gemeinde waren gekommen, auch das Betreuer-Team der “Mobilen Jugendarbeit Weilimdorf” war anwesend, um sich von Fischer mit einem selbstgenähten Hemd mit Emblem der Jugendarbeit zu verabschieden. Fischer war im Vorstand der Gesellschaft für Mobile Jugendarbeit Weilimdorf. Diese besteht seit 1988, und ist für die Stadtteile Weilimdorf, Hausen, Giebel und Bergheim zuständig. Sie leistet parteiliche, aufsuchende, lebensnahe und präventive Jugendarbeit.

Den Abschluss der Abschiedsgedanken machte die eigene Stephanus-Gemeinde: ein Ständchen von 4 Gemeindemitgliedern und aus dem Kirchengemeinderat mit einem auf Karl-Eugen Fischer umgedichteten Text, die KonfirmandInnen-Gruppe, die Mitglieder der Theater-AG in der Fischer bei allen Aufführungen mitgewirkt hatte und hier in Rollen wie dem Sarastro bei der Zauberflöte Eindruck hinterließ,  Jutta Dünkel-Mutschler stellvertretend für die Gruppen und Kreise der Gemeinde, Sabine Hoffmann (Pfarramtssekretärin) überraschte mit einer von allen anwesenden Gemeindemitgliedern unterschriebenen selbstgebastelten Gitarre und Lothar Gramm als Vorsitzender des Kirchengemeinderates übergab “seinem Eux” ein Fotoalbum mit vielen Erinnerungsbildern an die Jahre 2002 bis 2010 in der Stephanusgemeinde.

Und so wird Pfarrer Karl-Eugen Fischer den WeilimdorferInnen wohl lange Zeit als “der fahrradfahrende Pfarrer” in Erinnerung bleiben. Er wechselt nun mit Fahrrad, Gitarre, Talent und Familie in die Nordgemeinde an die Brenzkirche am Killesberg (Stuttgart-Nord) und wird dort seinen Dienst als Pfarrer mit einer neuen Aufgabe aufnehmen.