In der 9. Orgelnacht am 23. September 2022 in der Stephanuskirche im Giebel wurden von der Organistin (an der Stiftskirche) Clara Hahn ausschließlich Orgelwerke von Frauen gespielt.
Vor einem neugierigen Publikum begann das Konzert mit dem Allegro moderato aus der Sonate V in h-moll von Anna Bon die Venezia, die im 18. Jahrhundert in Italien als Kind einer italienischen Opernfamilie ihre Werke erstellte. Es folgte die Suite II G-Dur mit Allemande, Courante, Sarabande, Gigue und Rondeau von Elisabeth Jacqet de la Guerre (1665 – 1729). Sie war die Tochter eines Orgelbauers und lebte zu Zeiten von Johann Sebastian Bach u. a. in Paris. Gefördert wurde sie von Ludwig 14. Frau Hahn moderierte die von ihr gespielten Stücke immer wieder in den Übergängen und erläuterte den Hintergrund, die Entstehung oder auch einiges zur Biografie der Künstlerinnen. Sie wies darauf hin, dass die Kompositionen von Frauen bisher kaum gespielt und zur wenig zur Kenntnis genommen wurden. Durch die Idee, ein Konzert in der Stephanuskirche nur den Frauen zu widmen, sei sie auf interessante Frauen und ihre unterschiedlichen Werke gestoßen. Sie bereite sich so auch auf weitere Konzerte mit Werken von Frauen vor.
Als Komponistinnen aus dem 19. Jahrhundert wurden Fanny Hensel, die Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy sowie Clara Schumann, die Ehefrau von Robert Schumann vorgestellt. Die Hintergründe für die Entstehung dieser Kompositionen schilderte Frau Hahn in informativer, humorvoller Weise.
Im weiteren Verlauf des Konzertes wurden je ein Werk von Nadia Boulanger (1887-1979) und Sofia Gubaidulina (geboren 1931) als Komponistinnen aus dem 20. Jahrhundert präsentiert. Dann folgten eine Eigenkomposition von Clara Hahn zum Psalm 98 (Lobpsalm) und Stücke aus den Short Organ Pieces von Florence Price.
Frau Hahn gelang es eindrucksvoll die sehr unterschiedlichen Stücke aus den 3 Jahrhunderten variantenreich zu präsentieren. Bei den verschiedenen Kompositionen halfen ihre Erläuterungen den Zuhörenden, die besonderen Aspekte des Musikstücks zu erkennen. Die Stücke reichten von klassischen Orgelstücken bis zu dem sehr avantgardistischen Stück von Sofia Gubaidulina. Die Darbietung der Musikstücke durch Frau Hahn ermöglichte den Konzertbesucher*innen auch die umfangreichen Möglichkeiten der Weigle-Orgel in der Stephanuskirche zu erleben. Mit dem langanhaltenden Applaus wurde Frau Hahn noch zu einer Zugabe bewegt. Man darf gespannt sein, was in nächster Zeit von dieser begabten Organistin an der Stiftskirche noch zu hören ist.
Text: Edith Gramm, Fotos: Heiner Scholz