Die Stephanuskirche Stuttgart-Giebel wurde, nach einem Entwurf des Architekten Prof. Wilhelm Tiedje 1956 bis 1958, in dem 1954 gegründeten Weilimdorfer Stadtteil Giebel, auf der grünen Wiese erbaut. Am 4. November 1956 fand die Grundsteinlegung statt und am 11. Mai 1958 wurde die Kirche eingeweiht. Von Anfang an waren weitere Räume für die Gemeindearbeit in das Gebäude integriert. Direkt neben dem Kirchenraum, der Platz bietet für 600 Personen, befindet sich ein Gemeindesaal mit Küche für 200 Personen.
Im Untergeschoss befinden sich ein Büro, zwei kleinere Gemeinderäume, ein Tischtennisraum, ein multifunktionaler Jugend- und Gemeinderaum, eine kleine Küche, und weitere Bastel- und Gruppenräume, sowie die Toiletten. Im Verlauf der Jahre kam es immer wieder zu baulichen Veränderungen. Der Gemeindesaal und die Gemeinderäume im Untergeschoss können auf Anfrage gemietet werden.
Die Stephanuskirche gehört der Evangelischen Stephanusgemeinde Weilimdorf (Bergheim-Giebel-Hausen), die seit 1966 eine selbständige Kirchengemeinde wurde und gleichzeitig mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Weilimdorf und den anderen Evangelischen Kirchengemeinden in Weilimdorf organisatorisch verbunden ist.
Seit dem Jahr 2006 ist die Stephanusgemeinde nach den Richtlinien des europäischen Standards für ökologisch nachhaltiges Handeln (EMAS) mit dem „Grünen Gockel“ der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zertifiziert. Für die Gemeindearbeit bedeutet dies umweltgerechtes Handeln in allen Bereichen und kontinuierliche Arbeit an der Verbesserung der Umweltbilanz.
Der Namenspatron der Kirche, Stephanus, war der erste Diakon der christlichen Gemeinde in Jerusalem „begnadet und mit Kraft erfüllt“, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Nicht nur im Wort, sondern auch in der tatkräftigen Nächstenliebe soll die christliche Botschaft glaubwürdig sein. In dieser Hinsicht ist der Name des Stephanus programmatisch für das Selbstverständnis der Gemeinde. Die Stephanuskirche wurde seit ihren Anfängen, wie der gesamte Stadtteil Bergheim, Giebel und Hausen, eine neue Heimat für viele evangelische Christinnen und Christen, die infolge des Krieges aus ihrer alten Heimat vertrieben worden waren. Der Neubau der Kirche wurde von engagierten Gemeindegliedern der Weilimdorfer Oswald- und Wolfbuschgemeinde in die Wege geleitet.
Einen seit Jahren unverzichtbaren Anteil an der Unterhaltung und Pflege der Stephanuskirche bestreiten die Spenderinnen und Spender des Kirchbauvereins.
Die Stephanuskirche erhielt 1960 eine Orgel, erbaut von der Orgelbaufirma Friedrich Weigle, Echterdingen. Sie wurde mit 24 Registern und 2 Manualen (Haupt- und Schwellwerk), Pedal und 1760 Orgelpfeifen ausgestattet. Die Orgel ist eine mechanische Schleifladenorgel mit elektrischer Registriertraktur. Es wurde ein großer klanglicher Reichtum ermöglicht, womit das Instrument allen Anforderungen alter und neuer Orgelliteratur für Gottesdienst und Kirchenmusik gerecht wird.
Traditionell läuten die Kirchenglocken, nicht nur um zu signalisieren, was die Stunde geschlagen hat, sondern auch laut und deutlich vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in der Kirche zusammenzurufen, sowie während des Gottesdienstes beim Vaterunser oder bei der Taufe. In unserem Glockenturm verrichten drei Glocken ihren Dienst: Eine Betglocke, eine Kreuz. Oder Schiedsglocke (läutet, wenn ein Gemeindeglied „verschieden“ d.h. verstorben ist) und eine Taufglocke.
Wenn wir in den großzügig angelegten Kirchenraum blicken, dann fällt zuerst der Altarbereich mit einem großen kupfernen Altarkreuz auf. Auf dem plastisch gestalteten Kupferkreuz wird ein Lamm abgebildet, das für Christus steht. Weitere Symbole sind ein Kreuzesstab, Zeichen der Auferstehung Christi, der Regenbogen, Zeichen des Bundes Gottes nach der Sintflut, vier Nägel, Zeichen der Kreuzigung Christi zur Vergebung der Sünden, und Wellen, die den Strom des lebendigen Wassers symbolisieren, das von Jesus Christus ausgeht und alle Gläubigen in der Taufe mit dem dreieinigen Gott verbindet.
Die Stephanuskirche war 1958 mit ihrem modernen Erscheinungsbild ganz anders als viele Dorfkirchen. Sie war großzügig gebaut, hell und modern und als Gemeindezentrum ein Ausdruck für das Lebensgefühl der Zeit. In der Ästhetik der Zeit dominierten klare Linien und keine verspielten Formen.
Typisch für die 50er Jahre ist auch die Gestaltung der Chorbrüstung der Orgelempore im vorderen Altar- und Orgelbereich. Die von dem Künstler Jürgen Weber gestaltete Chorbrüstung – mit ihren Vögeln unter dem Himmel und Lilien auf dem Felde – zeigt eine schöne künstlerische Auseinandersetzung mit dem Wort Jesu aus der Bergpredigt: „Sorgt euch nicht ängstlich um euer Leben, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, auch nicht um euren Körper, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben viel mehr als Essen, der Körper viel mehr als Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sammeln auch keine Vorräte in Scheunen – und Gott, Vater und Mutter für euch im Himmel, ernährt sie.“ „Sucht hingegen zuerst die Welt und die Gerechtigkeit Gottes, und dies alles wird euch dazugeschenkt werden“ (Matthäusevangelium 6, 25ff.)
Die Griffe der drei Kupferportale der Kirche erinnern am linken und rechten Portal an Gottes Gebote und am mittleren Portal an Jesus Christus, durch das Bildmotiv der in der Wüste erhöhten Schlange. „So wie Mose in der Wüste die Schlange emporgehoben hat, so muss auch der erwählte Mensch emporgehoben werden, damit alle, die an ihn glauben, in ihm ewiges Leben haben.“ (Johannes 3,14)