Die evangelische Stephanusgemeinde in Giebel hat zum dritten Mal zu einer Orgelnacht eingeladen. Der Organist der Stiftskirche in Stuttgart spielte an dem Abend Stücke von Bruhns, Bach sowie Bartholdy und unterhielt mit Improvisationen über Lieder, die sich die Konzertbesucher gewünscht hatten.
Die dritte Orgelnacht in der Stephanuskirche, zu der Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst zahlreiche Besucher begrüßen konnte, begann mit einer Andacht zum Thema Musik. Spielen die Engel im Himmel Mozart oder spielen sie vielleicht Bach. Diese Frage lässt sich ganz sicher nicht mit Gewissheit beantworten, wiewohl es für beide Komponisten Befürworter gibt. „Martin Luther hätte in beiden Fällen Zweifel angemeldet“, so Schlatter-Ernst. Er habe weder Pauken und Trompeten gemocht noch seien Orgelpfeifen sein Fall gewesen. Luther habe die Laute und den Gesang geliebt. Gesang stimme die Menschen fröhlich, habe Luther erklärt.
Auf die Frage was für Menschen heute Musik bedeute, zitierte die Pfarrerin den Musikproduzenten Dieter Falk. Für Falk ist Musik Bewegung. Ihm gehe ständig Musik im Kopf herum, habe Falk einmal erklärt. Dabei sei er immer auf der Suche nach der Melodie, die zum Hit wird. Die Theologin und Pfarrerin Margot Käßmann habe nach ihrem Lieblingslied gefragt erklärt, das sei „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhard. Das Lied habe schon ihre Großmutter gesungen und ihr habe es bei vielen Gelegenheiten Kraft gegeben. Der Moderator Sven Plöger hingegen bezeichnet Musik als passiven Genuss. „Mit muss es nur gefallen, dann höre ich alles“, zitierte Schlatter-Ernst den Moderator. Selbst Singen würde er nicht gerne. Nur bei zwei Liedern in der Kirche singe er immer mit, bei „Oh du fröhliche“ an Weihnachten und bei „Danke“. Nun könne sich ja jeder selbst überlegen, was für ihn Musik bedeutet, schloss die Pfarrerin und lud alle ein gemeinsam das Lied „Ich sing dir mein Lied“ zu singen.
Organist Felix Mende erklärte, er freue sich sehr in Weilimdorf auf der Weigle-Orgel spielen zu dürfen. Die Choralorgel in der Stiftskirche sei ebenfalls eine Weigle-Orgel. Als Edith Gramm bei ihm angefragt habe, ob er in der Stephanuskirche ein Konzert geben wolle habe er gerne zugesagt. „Ich wollte die Weigle-Orgel hier in Giebel gerne einmal spielen“, so Mende.
Eröffnet wurde das Konzert von Mende mit dem Praeludium in e-Moll von Nikolaus Bruhns. Ein Stück mit gefühlvollen und kraftvollen Passagen, bei dem Mende die ganze Klangvielfalt der Orgel aufzeigte.
Es folgten die ersten beiden Improvisationen über Stücke die, die Besucher vorgeschlagen hatten. Er habe nicht mit so vielen Vorschlägen gerechnet, erklärte Mende. Insgesamt waren vom Publikum 50 Lieder vorgeschlagen worden. „Die werde ich natürlich nicht alle spielen können, sonst würde das Konzert zu lange dauern“. so Mende. Die ersten beiden Stücke waren „Nun jauchzet dem Herrn alle Welt“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Bei musikalischen Improvisationen gebe es Pläne an denen man sich orientieren kann, erläutert Mende. „Manchmal kann die Improvisation aber auch eine ganz andere Richtung einschlagen. Darauf muss man dann eben reagieren“.
Weiter ging es im Programm mit Dem Trio super „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“ aus der Feder von Johann Sebastian Bach. Das Stück ist Teil der bekannten Leipziger Choräle. Passend zur Uhrzeit improvisierte Mende anschließend über das bekannte Abendlied: „Der Mond ist aufgegangen“. Mit der Orgelsonate in c-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und einer Improvisation mit verschiedenen Variationen zu dem Lied „Öffne meine Ohren heiliger Geist“ endete die dritte Orgelnacht in Giebel.
Im Anschluss trafen sich die Konzertbesucher noch zu einem kleinen Umtrunk im Gemeindesaal der Kirche der vom Saxophonquartett „LOOP“ musikalisch umrahmt wurde. Fazit des Abends: Ein tolle Orgelnacht, der hoffentlich noch weitere folgen werden.
© Text/Fotos: Uwe Tommasi